Wirtschaft

"Absolut unbegründet" Justiz ermittelt gegen IWF-Chefin Lagarde

Der Vorwurf gegen Lagarde im Zusammenhang mit der sogenannten Tapie-Affäre laute auf "Nachlässigkeit".

Der Vorwurf gegen Lagarde im Zusammenhang mit der sogenannten Tapie-Affäre laute auf "Nachlässigkeit".

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds ist ins Visier der französischen Justiz geraten. Es geht um einen Vorwurf im Rahmen der sogenannten Tapie-Affäre. Lagarde weist jede Schuld von sich. Einem Ex-Präsidenten könnte ebenfalls noch Ärger drohen.

Gegen IWF-Chefin Christine Lagarde ist wegen ihrer Verwicklung in eine Finanzaffäre in Frankreich ein formelles Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Der Vorwurf im Zusammenhang mit der sogenannten Tapie-Affäre laute auf "einfache Nachlässigkeit", erklärte Lagarde. Die 59-Jährige kündigte an, gegen das Ermittlungsverfahren der französischen Justiz Berufung einzulegen.

Einen Rücktritt von der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF) schloss die frühere französische Finanzministerin aus und fügte hinzu: "Ich kehre diesen Nachmittag zum Arbeiten nach Washington zurück."

Erhielt Unternehmer eine Vorzugsbehandlung?

In der Affäre geht es um eine umstrittene staatliche Schadenersatzzahlung an den französischen Unternehmer Bernard Tapie. Ein Schiedsspruch hatte Tapie 2008 nach dem Verkauf des Sportartikelherstellers Adidas staatlichen Schadenersatz in Höhe von rund 400 Millionen Euro zugesprochen. Lagardes Finanzministerium hatte zuvor ein privates Schiedsgericht angerufen, um einen langjährigen Justiz-Streit mit Tapie zu beenden.

Diese Entscheidung wird von den Ermittlern ebenso unter die Lupe genommen wie Lagardes Beschluss, den Schiedsspruch nicht anzufechten. Es besteht der Verdacht, dass Tapie eine Vorzugsbehandlung erhielt, weil er im Präsidentschaftswahlkampf 2007 den späteren konservativen Staatschef Nicolas Sarkozy unterstützt hatte.

"Vorwürfe sind absolut unbegründet"

Die Vorwürfe gegen sie seien "absolut unbegründet", sagte Lagarde nach Einleitung des Ermittlungsverfahrens. Die Ermittlungskammer des Gerichtshofs der Republik sei "nach dreijährigen Ermittlungen und dutzenden Stunden an Befragungen" selbst zu dem Schluss gekommen, "dass ich bei keinerlei Vergehen Komplizin war". Ihr werde jetzt nur noch vorgeworfen, bei dem Schiedsverfahren "nicht ausreichend wachsam" gewesen zu sein, sagte die IWF-Chefin.

In der Tapie-Affäre waren in fünf anderen Fällen Ermittlungsverfahren wegen "bandenmäßig organisierten Betrugs" eingeleitet worden. Unter den Beschuldigten ist Tapie selbst und Lagardes früherer Bürochef im Finanzministerium, Stéphane Richard, der inzwischen Chef des Telekommunikationskonzerns Orange - früher France Télécom - ist. Die französische Justiz interessiert sich auch für die Rolle des Elysée-Palasts in der Tapie-Affäre. Diese könnte damit auch für Ex-Staatschef Sarkozy noch gefährlich werden.

Quelle: ntv.de, kst/AFP

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