Auf den ersten Blick sieht alles wie eine allzu heftige Auseinandersetzung unter Nachbarn aus. Doch ein Detail der Tat im US-Bundesstaat Florida sorgt für Kopfschütteln. Denn der Täter hat das Hauptbeweisstück gleich dabei.

Als Anwalt erlebt man sicher eine Menge, doch das, was Robert Harris dieser Tage durchmachte, dürfte auch in Juristenkreisen nicht alltäglich sein. Der Anwalt praktiziert in Fort Myers im US-Staat Florida und wurde dringend in seine Kanzlei gerufen.

Dort erwartete ihn sein Mandant John Marshall. Marshall war verletzt,  beide Daumen waren gebrochen, Marshall hatte einige Zähne verloren und blutete. Auf der Ladefläche seines Pick up hatte er allerdings den anderen Part der offenbar heftigen Auseinandersetzung. Und der war tot.

Es handelte sich um Marshalls Nachbarn Ted Hubbel. Marshall gab an, ihn in Notwehr umgebracht zu haben. Zuvor habe es einen Streit gegeben, dabei habe Marshall seinem späteren Opfer die Pistole entwunden und geschossen.

"Ungewöhnliches Tun"

Schon einige Tage vor der Tat war es zwischen beiden Männern zu einem Streit gekommen. Es ging um Bauarbeiten auf den Grundstücken. Nach diesem Streit war Marshall auch schon bei seinem Anwalt, weil er um sein Leben fürchtete. Harris riet ihm, eine einstweilige Verfügung zu beantragen.

Doch stattdessen stand Marshall nun mit einer Leiche bei ihm im Büro. Seine Begründung: Der Anwalt sei der einzige Mensch, dem er vertrauen würde. Den "Fort Myers Nachrichten" sagte Harris, das sei sicher ungewöhnlich, aber es sei nicht das Schlimmste, was sein Mandant hätte tun können. Er sei dennoch etwas schockiert. "Das ist nichts, was jeden Tag passiert."

Marshall wurde inzwischen im Krankenhaus behandelt und von der Polizei vernommen. Danach durfte er in sein Haus zurückkehren. Nachbarn haben allerdings Zweifel an der von Marshall erzählten Tatversion. Sie beschrieben den vorbestraften Mann als bedrohlich und aggressiv. Der getötete Hubbell sei hingegen ein buddhistischer Pazifist gewesen, der niemals laut oder aggressiv geworden sei.