Fundsache

Fundsache, Nr. 1287 Römisches Militärlager bei Triest

Im Römischen Reich war Triest von strategischer Bedeutung für den Krieg gegen die Gallier.

Im Römischen Reich war Triest von strategischer Bedeutung für den Krieg gegen die Gallier.

(Foto: REUTERS)

Ein Forscherteam entdeckt in der Nähe von Triest das wohl älteste Römerlager Italiens. Unter Archäologen gilt der Fund als Sensation, denn er könnte wohl endlich den eindeutigen Ursprung der norditalienischen Hafenmetropole klären.

Forscher haben ein uraltes Römerlager nahe der italienischen Stadt Triest entdeckt. Es ist vermutlich das älteste je in Italien gefundene Militärlager. Spuren des wahrscheinlich ältesten bislang in Italien entdeckten Römerlagers haben Forscher nahe Triest ausfindig gemacht.

Mittels Laserradar und bodendurchdringendem Radar gemachte Bilder dreier archäologischer Stätten bei Triest: Grociana piccola (A), Montedoro (B) und Rocco (C).

Mittels Laserradar und bodendurchdringendem Radar gemachte Bilder dreier archäologischer Stätten bei Triest: Grociana piccola (A), Montedoro (B) und Rocco (C).

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Anlage sei im 2. Jahrhundert vor Christus errichtet worden, berichten sie in den "Proceedings" der US-nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS"). Das stimme sowohl mit dem Alter archäologischer Funde in der Gegend als auch mit der römischen Geschichtsschreibung überein. Die Festung könne der Ursprung der heutigen Stadt Triest sein, schreibt das Team um Federico Bernardini vom Internationalen Zentrum für Theoretische Physik in Triest.

Mit Laserradar (LiDAR), bodendurchdringendem Radar und archäologischen Grabungen verschafften sich die Forscher einen Überblick über die archäologische Landschaft bei Triest. Sie entdeckten, dass die 13 Hektar große Hauptanlage San Rocco mit ihren zahlreichen Wällen zwischen zwei kleineren Forts liegt: Monte Grociana Piccola im Nordosten und Montedoro im Südwesten. Zwischen den drei Orten habe eine Sichtverbindung bestanden, berichten Bernardini und Kollegen. Mit diesen Anlagen sei es möglich gewesen, die Muggia-Bucht, die einen geschützten natürlichen Hafen an der Adria bildet, zu überwachen.

Historischer Kriegsschauplatz

Das Forscherteam fand große Ähnlichkeiten der Anlage in San Rocco mit Römerlagern in Spanien, die auf die Zeit 200 bis 150 vor Christus datiert werden. Auch die gefundenen Tonscherben wiesen auf diese Zeit hin. Der römische Geschichtsschreiber Titus Livius berichtet für die Jahre 178 und 177 vor Christus vom zweiten Histrischen Krieg. Darin besiegten die Römer die Histrier, die damaligen Bewohner der Halbinsel Istrien, und gliederten den Landstrich ins Römische Reich ein. Bernardini und Kollegen gehen davon aus, dass die Befestigungsanlagen zu Beginn dieses Krieges errichtet wurden.

Ein gefundener Schuhnagel, der von einem Soldatenschuh stamme, ähnele hingegen Nägeln aus Alesia. An diesem Ort im heutigen Frankreich besiegte die römische Armee 52 vor Christus die Gallier in einer entscheidenden Schlacht. Bernardini und Kollegen schließen daraus, dass die Befestigungsanlagen bei Triest noch über 100 Jahre lang von den Römern genutzt worden seien, wenn auch nicht permanent.

Die Anwesenheit größerer militärischer Einheiten sei notwendig gewesen, da die Lage in dieser Grenzregion des Römischen Reiches noch lange instabil gewesen sei, erläutern die Forscher. "Das entdeckte Hauptfeldlager San Rocco ist der beste Kandidat für den Ort des ersten Triest", schreiben sie. Im Mittelmeerraum und in Westeuropa gehe eine ganze Reihe von modernen Städten auf römische Befestigungsanlagen zurück. Während die historische Stätte San Rocco ein Stück weit vom Meer entfernt liegt, befindet sich das heutige Zentrum von Triest am Eingang zur Muggia-Bucht.

Quelle: ntv.de, jgu/dpa

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