Marktberichte

Wall Street nur leicht im Plus China-Sorgen lassen Dax stagnieren

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(Foto: picture alliance / dpa)

Auf der einen Seite hebt der schwache Euro, auf der anderen drücken maue Wirtschaftsdaten die Stimmung der Anleger. Das Ergebnis: Stillstand. Mit einem minimalen Verlust verabschiedet sich der Dax aus dem Handel. Doch die Woche könnte noch spannend werden.

Der deutsche Aktienmarkt ist derzeit wechselhaft wie das April-Wetter: Am Freitag lieferte er noch einen sensationellen Auftritt mit Rekorden im Minutentakt ab. Heute jedoch war die große Langeweile auf dem Parkett angesagt. Die Kursspanne betrug gerade mal 60 Punkte. Am Ende schloss der Dax fast genau so hoch wie am Freitag.

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Leicht bremsend auf den Markt wirkten schwache Konjunkturdaten aus China: Die Exporte im März brachen im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent ein, die Importe gaben um 12,7 Prozent nach. Beobachter befürchten nun schwache BIP-Zahlen für das erste Quartal.

Stützend wirkte dagegen die fortgesetzte Euro-Schwäche. Nach einem Einbruch am Morgen zeigte die Gemeinschaftswährung sich wieder leicht erholt - der Wechselkurs blieb aber unter der 1,06er-Marke zum Dollar. Ein fallender Euro stärkt die Gewinnchancen exportlastiger europäischer Unternehmen.

Ansonsten geht es erst im Wochenverlauf an den Märkten zur Sache: Zum einen warten die US-Banken mit ihren Geschäftszahlen des ersten Quartals auf, zum anderen steht am Mittwoch eine EZB-Sitzung auf den Terminkalendern. Eine ganze Reihe von US-Konjunkturdaten dürften im Wochenverlauf auf Hinweise zum Zeitpunkt der für den Sommer erwarteten US-Zinswende analysiert werden.

Deutschland: VW rutschen nach Hickhack um Führung ans Dax-Ende

Der Dax schloss am Ende mit einem Verlust von 0,3 Prozent bei 12.339 Punkten. Nahezu unverändert schloss der Nebenwerte-Index MDax, der auf 21.623 Punkten verharrte. Besser entwickelte sich der TecDax, der 0,7 Prozent auf 1688 Punkte stieg. Für den Euro-Stoxx-50 ging es 0,4 Prozent nach oben auf 3831 Zähler.

An der Dax-Spitze standen ThysenKrupp, die 1,1 Prozent zulegten. Dahinter kamen Eon mit plus 1,1 Prozent. "Nachrichtlich ist aber nichts dahinter", sagte ein Händler. Hauptsächlich Käufe von ETFs vermuten Marktteilnehmer als Grund für das Kursplus der Versorgerwerte. "Die Branche war nun wirklich zulange verschmäht worden und wird als Nachläufer gekauft", sagte der Händler weiter.

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Unter Verkaufsdruck geriet Volkswagen. Die Aktien des Autobauers fiel angesichts der Diskussion um die Zukunft des Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn um 1,8 Prozent und landete damit am Dax-Ende. Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch hatte sich im "Spiegel" mit dem Satz zitieren lassen: "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn." Die Arbeitnehmerseite und das Land Niedersachsen, der zweitgrößte Eigner, stellten sich darauf demonstrativ hinter Winterkorn, der sich Hoffnungen auf die Piëch-Nachfolge im Aufsichtsrat gemacht hatte. Am Sonntag ging auch VW-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche auf Distanz zu Piëch. Börsianer bezweifelten, dass VW-Patriarch Piëch diesen Machtkampf gewinnt.

Auch Deutsche Post notierten gegen den Markt 1,0 Prozent tiefer. Hier war der Markt vorsichtig vor den Zahlen von Kühne & Nagel am Dienstag. Sie sind der erste große europäische Logistik-Konzern, der Ergebnisse für das erste Quartal vorlegt. Vor allem Aussagen zu künftigen Transportvolumina und Frachtraten könnten laut einem Händler auch die Kurse anderer Logistiker bewegen.

Im MDax brachen Wincor Nixdorf um 10,9 Prozent ein. Der Geldautomaten-Hersteller hatte am Freitagabend seine Ergebnisziele für das Gesamtjahr kassiert. "Wincor ist beim Übergang von der Hardware in den Dienstleistungsbereich spät dran", sagte Heino Ruland von Ruland Research. Die Umsätze mit Hardware brächen schneller weg als sie mit Dienstleistungen wüchsen. Am Markt kursierende Übernahmegerüchte - ein Finanzinvestor soll Interesse haben - stützen die Aktie bislang nicht.

Software AG im TecDax legten nach anfänglichen Verlusten am Ende 0,3 Prozent zu. Die Analysten von Equinet hatten zuvor ihre Kaufempfehlung zurückgezogen. Morphosys sprangen dagegen um 6,3 Prozent nach einer Meilensteinzahlung von Janssen Biotech. Finanzielle Details wurden allerdings nicht genannt.

Xing fielen um 0,5 Prozent. "Nach der 70-prozentigen Kurs-Rally gibt es nun die ersten Insider-Verkäufe", sagte ein Händler. In der vergangenen Woche habe der CTO Jens Pape Optionen ausgeübt und insgesamt mehr als 6000 Xing-Aktien zu Kursen von etwa 160 Euro für insgesamt rund eine Million Euro verkauft. Andere Anleger könnten dem folgen und Gewinne mitnehmen, zumal die Aktie bei Analysten "gefährlich hoch im Kurs" stehe. Von zehn Analysten rieten lediglich JP Morgan und Montega zum Verkauf.

USA: US-Börsen wohl mit leichtem Aufschlag

Nach den Aufschlägen zum Wochenausklang gibt es laut Händlern eigentlich keinen echten Anlass für weiter steigende Kurse an der Wall Street. Weder stehen Daten auf der Konjunkturagenda, noch äußern sich Notenbankvertreter. Damit gibt es für Anleger kaum Orientierungshilfen zur Trendfindung. Der völlig überraschende Einbruch der chinesischen Exporte im März sorge auf alle Fälle nicht für eine ausgeprägte Kauflaune, heißt es im Handel. Kurz nach Handelsbeginn bewegen sich die Kurse kaum.

Der Dow-Jones-Index gewinnt 0,2 Prozent auf 18.088 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite legen um 0,2 beziehungsweise 0,5 Prozent zu.

Am Markt verweist man zudem auf das im Wochenverlauf anstehende Frühjahrestreffen von Weltbank und IWF in Washington, zu dem die wichtigsten Finanzminister und Notenbankgouverneure in der US-Hauptstadt eintreffen. Darüber hinaus warten Investoren auf die Geschäftsausweise wichtiger Finanzkonzerne, die ebenfalls im Wochenverlauf anstehen. Bis dahin werde sich nicht viel tun am Gesamtmarkt, so die Vermutung eines Händlers. "

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Unter den Einzelwerten ziehen Qualcomm um 0,1 Prozent an. Der Halbleiterkonzern steht unter Druck des aktivistischen Aktionärs Jana Partners, durch eine Aufspaltung oder andere geeignete Maßnahmen dem Aktienkurs auf die Sprünge zu helfen, wie das "Wall Street Journal" schreibt.

Nach der Freitagsrally im Zuge der Abspaltung eines Großteils der Problemsparte GE Capital werden bei General Electric nun Gewinne eingestrichen, GE verlieren 2,3 Prozent. Das Biopharma-Unternehmen Celgene übernimmt einen Anteil am australischen Wettbewerber Mesoblast, die Titel steigen um 0,2 Prozent.

Sears Holding legen um 2,1 Prozent zu, der in Schwierigkeiten steckende Einzelhändler hat mit Simon Property Group ein Gemeinschaftsunternehmen zur Verwertung eigener Immobilien gegründet. Bereits zuvor hatte Sears einen ähnlichen Schritt mit einem anderen Partner vollzogen, um Liquidität in die Kasse zu spülen. Simon Property Group gewinnen 0,3 Prozent.

Devisen: Euro erneut unter 1,06 Dollar

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Der Euro steht weiter unter Druck. Am späten Nachmittag kostet die Gemeinschaftswährung 1,0591 US-Dollar und damit annähernd so viel wie am Freitagabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittag auf 1,0552 Dollar festgelegt.

In der vergangenen Woche hatte der Euro vier US-Cent an Wert verloren. Wichtigster Grund ist die unterschiedliche Geldpolitik in Europa und den USA: Während sich in den Vereinigten Staaten eine erste Zinsanhebung nach der Krise abzeichnet, flutet die EZB die Märkte mit billigem Geld. Damit will sie Wachstum und Inflation anschieben. Der Euro leidet unter Geldflut und Niedrigzinsen, weil das EZB-Geld angesichts höherer Renditen seinen Weg auch in die USA findet. Das stärkt wiederum den Dollar.

Rohstoffe: Ölpreise steigen wieder moderater

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 89,48

Die Ölpreise stabilisieren sich nach einem Zwischenhoch am Vormittag am späten Nachmittag wieder: Ein Barrel (etwa 159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai kostet 59,07 US-Dollar und damit 12 Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) steigt um 38 Cent auf 52,02 Dollar.

Eine schnelle Ausweitung der iranischen Ölausfuhren zeichnet sich derzeit nicht ab. Zwar haben sich westliche Mächte mit Iran auf ein Grundsatzabkommen über dessen Atomprogramm verständigt. Forderungen aus dem Iran nach einer zeitnahen Aufhebung von Sanktionen stoßen im Westen aber auf Ablehnung. Die USA sprechen sich vielmehr für eine schrittweise Lockerung aus. Damit dürfte es noch länger dauern, bis iranisches Öl wieder auf den Weltmarkt fließt und sich das ohnehin hohe Angebot weiter erhöht.

Asien: Nikkei leichter, Schanghai gewinnt kräftig

Die Aktienmärkte in Fernost haben zum Wochenauftakt keine gemeinsame Richtung gefunden. Der Tokioter Leitindex Nikkei schloss nahezu unverändert bei 19.905 Punkten, nachdem er am Freitag erstmals seit 15 Jahren die Hürde von 20.000 Zählern genommen hatte. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte 0,4 Prozent fester. Die Börse in Schanghai legte 1,8 Prozent zu, der Markt in Hongkong gewann 1,5 Prozent: Der Hang-Seng-Index stieg damit auf den höchsten Stand seit sieben Jahren.

In Tokio trennten sich die Anleger vor allem von Auto-Aktien. Toyota-Papiere büßten 0,9 Prozent an Wert ein, Nissan-Anteilsscheine verbilligten sich um 1,3 Prozent. Auch von Versicherungstiteln wie Tokio Marine und Sompo Japan Nipponkoa trennten sich die Anleger. Die Aktien gaben ein beziehungsweise eineinhalb Prozent nach.

Quelle: ntv.de, kst/bdk/rts/DJ

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