Wirtschaft

Patriarch legt alle Ämter nieder Piëch zieht sich aus VW-Aufsichtsrat zurück

Dramatische Wende im Machtkampf bei VW: Sein Versuch, Vorstandschef Winterkorn zu stürzen, kostet Aufsichtsratschef Piëch selbst seine Stellung. Der Patriarch zieht sich mit sofortiger Wirkung aus dem Kontrollgremium zurück.

Paukenschlag bei VW: Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch legt sein Amt nieder. Auch seine Frau Ursula Piëch gibt ihr Mandat in dem Kontrollgremium ab, erklärte die Volkswagen AG in einer Pflichtmitteilung an die Finanzwelt. Piëchs Stellvertreter im Aufsichtsrat, Berthold Huber, werde bis zur Wahl eines neuen Vorsitzenden kommissarisch die Leitung des Gremiums übernehmen, wie der Konzern weiter mitteilte.

Zum Rücktritt erklärte das Präsidium, die Mitglieder hätten "einvernehmlich festgestellt, dass vor dem Hintergrund der vergangenen Wochen das für eine erfolgreiche Zusammenarbeit notwendige wechselseitige Vertrauen nicht mehr gegeben ist".  

Weiter hieß es: "Unter der Leitung von Herrn Huber werden Vertreter der Anteilseigner und Arbeitnehmer den dann zur Wahl zu stellenden Vorsitzenden in vertrauensvoller Zusammenarbeit festlegen", teilte das Gremium weiter mit. Die Wahl des künftigen Aufsichtsratschefs erfolge auf Vorschlag der Kapitalseite.

Weil: Keine Eile

Huber und Weil.

Huber und Weil.

(Foto: dpa)

Am Abend trat Niedersachsens Ministerpräsident Weil vor die Kameras. Bei der Suche nach einem Nachfolger für Piëch an der Spitze des Aufsichtsrates von Volkswagen will sich das Gremium Zeit lassen. "Der Aufsichtsrat ist arbeitsfähig, das Management ist voll funktionsfähig", sagte er in Hannover. Man werde nun "in Ruhe und Umsicht beraten", wer den Posten des zuvor zurückgetretenen VW-Patriarchen Piëch übernehmen solle.

Es gebe keinen Grund zur Eile - Ziel sei es, dass das Gremium einen einstimmigen Vorschlag unterbreite. Ob Konzernchef Martin Winterkorn dabei eine Rolle spiele, wollten weder Weil noch der kommissarische Aufsichtsratschef Berthold Huber kommentieren. "Wir werden dazu keine Aussagen machen. Wir wollen keine Personaldebatte mit einer anderen ablösen", betonte Weil. Winterkorn war bis zum Bruch mit Piëch lange Zeit als dessen Nachfolger gehandelt worden.

Treffen in Braunschweig

Nach Informationen von n-tv hatten sich die Aufsichtsratspitzen zuvor am Flughafen Braunschweig getroffen, um über die Zukunft des Patriarchen zu beraten. Der 78-Jährige war zuletzt stark in die Kritik geraten, weil er versucht hatte, VW-Boss Martin Winterkorn zu demontieren.

Sein Zitat "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn" schrieb Geschichte. Am Freitag hatte der "Spiegel" bereits berichtet, der Aufsichtsrat sei seinerseits auf Distanz zu Piëch gegangen. Demzufolge sollen einzelne Mitglieder den einstigen Konzernchef als "nicht mehr tragbar" bezeichnet haben.

Laut der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sei die entscheidende Sitzung des Aufsichtsratspräsidiums in Salzburg so sehr eskaliert, dass es schon da fast zu einer Revolte gegen Piëch gekommen wäre. Piëch hatte sich demnach zunächst hartnäckig geweigert, Winterkorn im Amt zu belassen und einer entsprechenden Erklärung der übrigen fünf Mitglieder zuzustimmen.

In den vergangenen Tagen sei ihm vorgeworfen worden, dass er weiterhin versuche, Winterkorn aus dem Amt zu drängen. Das sorgte im ganzen Konzern für Unruhe. Dem Bericht zufolge herrschte in der Belegschaft wie im Management "Entsetzen und Ratlosigkeit".

Quelle: ntv.de, vpe/AFP/dpa

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