Panorama

Vergewaltigung von Camperin Polizei hielt Notruf für üblen Scherz

Wenige Tage nach der Tat suchten Polizisten in der Bonner Siegaue nach Spuren vom Täter.

Wenige Tage nach der Tat suchten Polizisten in der Bonner Siegaue nach Spuren vom Täter.

(Foto: picture alliance / Marius Becker)

Anfang April wird ein junges Paar beim Campen in der Bonner Siegaue überfallen. Der Täter bedroht sie mit einer Astsäge und vergewaltigt die Frau vor den Augen ihres Freundes. Nun stellt sich heraus: Seine Notrufe wurden in der Leitstelle als Scherz abgetan.

Vor dem Prozess gegen den mutmaßlichen Vergewaltiger einer jungen Camperin in Bonn bringen Details aus der Anklageschrift die Polizei in Erklärungsnot. Wie die "Rheinische Post" berichtet, hatte eine Beamtin der Bonner Polizeileitstelle den Notruf des Freundes der Frau zunächst als üblen Scherz abgetan. "Hallo, meine Freundin wird gerade vergewaltigt", soll der Anrufer laut zitierter Anklageschrift geflüstert haben. Zwar soll der Freund auch die benutzte Machete angesprochen haben, daraufhin habe die Polizistin laut "RP Online" aber lediglich gefragt: "Sie wollen mich nicht verarschen, oder?"

Mit diesem Phantombild suchte die Polizei nach dem Verdächtigen.

Mit diesem Phantombild suchte die Polizei nach dem Verdächtigen.

(Foto: dpa)

Sie habe zwar nach dem kurzen Gespräch versprochen, die Kollegen zu schicken, aber keinerlei Hilfe am Telefon geleistet, sich mit "Danke, tschö" verabschiedet und aufgelegt. Auch ein zweiter Anruf in der Notrufzentrale blieb demnach erfolglos. Der Freund des Opfers wurde lediglich an eine Nummer der Polizei in Siegburg verwiesen - mit dem Hinweis: "Die können das richtig koordinieren."

Die Polizei bestätigte den Bericht zunächst nicht. Gegenüber "RP Online" räumte Frank Piontek, der Sprecher der Bonner Polizei, aber ein, dass die "aufnehmende Beamtin in der Leitstelle nach unseren Feststellungen die Umstände des ersten Anrufs zunächst nicht richtig eingeordnet und sprachlich unangemessen reagiert hat".

Täter bedrohte Paar mit Astsäge

Dem mutmaßlichen Täter werden Vergewaltigung in einem besonders schweren Fall sowie schwere räuberische Erpressung vorgeworfen. Der Mann aus Ghana soll die damals 23-Jährige aus Baden-Württemberg und ihren Freund in der Nacht zum 2. April in der Bonner Siegaue überfallen und mit einer Astsäge bedroht haben. Dann soll er die Studentin vor dem Zelt vergewaltigt haben.

Der Mann wurde fünf Tage später festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Spaziergänger hatten ihn anhand eines Phantombildes erkannt und die Polizei alarmiert. Der Verdächtige bestreitet jedoch die Tat. Der Prozess vor der 10. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts soll frühestens Ende September beginnen.

Quelle: ntv.de, jug/dpa

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