Politik

Krawall bei Demo auf Las Ramblas Zwei Deutsche schweben in Lebensgefahr

Mit Kerzen und Blumen erinnern Menschen auf Las Ramblas an die Opfer des Anschlags.

Mit Kerzen und Blumen erinnern Menschen auf Las Ramblas an die Opfer des Anschlags.

(Foto: AP)

Noch sind nicht alle Todesopfer des Anschlags in Barcelona identifiziert. Deshalb ist nach wie vor unklar, ob auch Deutsche ums Leben kamen. Zwei Deutsche schweben aber noch in Lebensgefahr. Auf den Ramblas kommt es derweil zu Auseinandersetzungen.

Einen Tag nach den Terroranschlägen in Barcelona und Cambrils mit 14 Toten schweben zwei deutsche Verletzte in Lebensgefahr. Das teilte der Arzt eines Krankenhauses in Barcelona Bundesaußenminister Sigmar Gabriel bei dessen Besuch mit. Bisher hatte das Auswärtige Amt nur von einer lebensgefährlich verletzten Frau gesprochen.

Eine Frau mittleren Alters erlitt den Angaben zufolge bei dem Anschlag mit einem Lieferwagen auf Barcelonas Flaniermeile Las Ramblas am Donnerstag schwere Kopfverletzungen. Ihr Zustand wird als äußerst kritisch eingeschätzt. Zudem liegt eine lebensgefährlich verletzte Jugendliche auf der Intensivstation. Zwei weitere Deutsche haben Brüche erlitten und gelten ebenfalls als schwer verletzt. Sie sind aber außer Lebensgefahr.

Insgesamt wurden 13 Deutsche bei dem Terroranschlag verletzt. Einige von ihnen konnten die Krankenhäuser mittlerweile wieder verlassen. In dem Krankenhaus, das Gabriel besuchte, werden fünf deutsche Verletzte behandelt. Mit einer der leichter verletzten Frauen konnte der Minister sprechen. Den Angehörigen der deutschen Verletzten sagte Gabriel Hilfe bei der Suche nach Unterkünften in Barcelona zu. Am Samstag will er Blumen an einer Gedenkstätte für die Opfer am Tatort niederlegen.

Die Herkunft der 13 Toten des Terroranschlags ist aber weiterhin nicht völlig geklärt. Fünf der Opfer seien noch nicht identifiziert, sagte ein Vertreter der katalanischen Regionalregierung bei der Ankunft Gabriels. Damit sei auch noch nicht auszuschließen, dass Deutsche unter den Toten seien, fügte er hinzu. "Es ist möglich", aber bisher habe man noch keine Erkenntnisse darüber.

Trotz des Terroranschlags hält Gabriel Spanien für ein sicheres Reiseland. "Wir sind ganz sicher, dass Spanien nach wie vor ein Reiseland ist, bei dem wir keinerlei Warnungen aussprechen müssen", sagte er. Er betonte aber auch: "Es gibt keine absolute Sicherheit." Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag in Barcelona für sich reklamiert, das ist aber noch nicht erwiesen. Gabriel sagte, es sei möglich, dass der IS mit Anschlägen in Europa auf die Zurückdrängung aus seinen Stammgebieten im Irak und Syrien reagiere. Es gebe Fachleute, die das sagten. "Es ist noch eine Vermutung, aber manches legt das nahe", erklärte er.

Zwei Jugendgruppen betroffen

Unter den Toten von Barcelona sind zwei Italiener: Der 35-jährige Bruno Gulotta aus Legnano bei Mailand wurde auf dem Boulevard Las Ramblas überfahren. Getötet wurde auch der 25-jährige Luca Russo, der aus der Dolomiten-Region kam. Unter den Toten sind auch eine Belgierin, die mit ihrer Familie in Barcelona Ferien machte, und eine 74 Jahre alte Portugiesin aus Lissabon. Auch ein US-Amerikaner wurde laut Angaben aus Washington getötet.

Die Polizei muss die verschiedenen Gruppen auf den Ramblas auseinanderhalten.

Die Polizei muss die verschiedenen Gruppen auf den Ramblas auseinanderhalten.

(Foto: dpa)

Unter den verletzten Deutschen befinden sich dem Ministerium zufolge eine deutsch-griechische Familie sowie mehrere Einzelpersonen und Mitglieder zweier Jugendgruppen. Eine in Lebensgefahr schwebende Frau sei eine ältere Dame.

Unter den schwer Verletzten waren drei Jugendliche aus Nordrhein-Westfalen. Die zwei 17-jährigen Mädchen und eine 14-Jährige hätten sich auf der panischen Flucht vom Anschlagsort verletzt und lägen im Krankenhaus, sagte ein Sprecher der evangelischen Kirche in Oberhausen. Sie waren mit einer Gruppe von 54 jungen Leuten im Rahmen einer Ferienfreizeit auf einem Tagesausflug in Barcelona. Die anderen Teilnehmer blieben unverletzt. Die Freizeit sollte abgebrochen werden.

Bei der Attacke wurden außerdem 26 Franzosen verletzt, mindestens elf von ihnen schwer. Weitere Verletzte kommen unter anderem aus Belgien, Großbritannien, Österreich, Irland, den Niederlanden, Russland und der Türkei. Beim Anschlag in Cambrils wurden - neben der getöteten Frau - sechs Menschen verletzt, unter ihnen ein Polizist.

"Faschisten raus aus unseren Stadtvierteln!"

Ursprünglich hatte Gabriel gemeinsam mit dem französischen Außenminister Jean-Yves Le Drian auf der Flaniermeile Las Ramblas in Gedenken an die Terroropfer Blumen niederlegen wollen. Wegen mehrerer Demonstrationen am Ort des Terroranschlags musste er das aber absagen.

Bei den Demos kam es zu lautstarken Auseinandersetzungen zwischen rechten Demonstranten und Passanten. Die Demonstranten waren unweit der Einmündung des Rambla-Boulevards zur Plaça Catalunya aufgetaucht. Sie trugen Flaggen mit dem Symbol der rechtsextremen Identitären Bewegung, mit Sankt-Georgs-Kreuzen sowie Transparente mit Aufschriften wie "Defend Europe" und "Stop Islamization of Europe".

Eine Menschenmenge stellte sich ihnen entgegen und rief lautstark "Faschisten raus aus unseren Stadtvierteln!". Einige skandierten auch "No pasarán" ("Sie werden nicht durchkommen), den Slogan der Republikaner aus dem spanischen Bürgerkrieg (1936-1939). Andere hielten Regenbogenbanner hoch. Schließlich zogen sich die Identitären wieder zurück.

Bei dem Terroranschlag im Herzen von Barcelona war der Fahrer eines Lieferwagens am Donnerstagnachmittag in mehrere Menschengruppen gerast. Dabei gab es neben den 13 Toten auch mehr als 100 Verletzte. Die Opfer kommen aus mindestens 35 Ländern. Eine weitere Tote gab es in Cambrils, wo die Polizei einen weiteren geplanten Anschlag verhindern konnte.

Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP

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