Politik

Deutschland nimmt Migranten auf Malta gibt Hafen für "Aquarius" frei

141 Flüchtlinge sind derzeit an Bord der "Aquarius".

141 Flüchtlinge sind derzeit an Bord der "Aquarius".

(Foto: REUTERS)

Das Schiff "Aquarius" mit 141 Migranten an Bord darf nun doch auf Malta anlegen. Die Flüchtlinge werden dann zwischen Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Portugal und Spanien aufgeteilt. Seit Freitag musste das Schiff auf der Suche nach einem Hafen umherfahren.

Nach tagelanger Irrfahrt im Mittelmeer zeichnet sich eine europäische Lösung für das Rettungsschiff "Aquarius" und die 141 Flüchtlinge an Bord ab: Malta erklärte sich nun nach anfänglicher Weigerung bereit, das Boot anlegen zu lassen, wie die Regierung mitteilte. Spanien bot die Aufnahme von 60 Menschen an, Portugal will 30 Flüchtlinge aufnehmen. An den Verhandlungen der Mittelmeer-Anrainer war unter anderem auch Frankreich beteiligt.

Der spanische Regierungschef Pedro Sánchez erklärte auf Twitter: "Spanien hat ein mit sechs Ländern ein Abkommen zur Verteilung der Aufnahme der Menschen auf der Aquarius koordiniert." Sein Land werde 60 der Flüchtlinge aufnehmen. Das Schiff hatte die Migranten am Freitag von Booten vor der libyschen Küste gerettet. Seitdem warteten die Betreiber des Schiffes - die Hilfsorganisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen - auf die Zuweisung eines sicheren Hafens. Deutschland nimmt bis zu 50 Migranten vom Rettungsschiff auf. Das habe Bundesinnenminister Horst Seehofer "aus Gründen der Humanität" entschieden, teilte sein Ministerium mit.

Die Regierung von Malta sprach nun von einem "Entgegenkommen" Maltas, "obwohl es keine rechtliche Verpflichtung dazu" gegeben habe. Es sei das zweite Mal, das so ein freiwilliger Verteilungs-Mechanismus eingerichtet werde. Damit verwies sie auf den Fall des Rettungsschiffs "Lifeline", das fast eine Woche auf dem Meer blockiert war, nachdem es rund 230 Migranten vor Libyen gerettet hatte. Erst nach der Vereinbarung, dass die Migranten unter EU-Ländern aufgeteilt werden, erlaubte Malta im Juni die Einfahrt in einen Hafen.

Die "Aquarius" war am 1. August zurück in die Such- und Rettungszone vor der libyschen Küste gefahren, obwohl die letzte Rettungsmission in einem Debakel endete. Die populistische Regierung in Italien, die eine harte Hand in der Migrationsfrage zeigt, verwehrte der "Aquarius" damals mit mehr als 629 Migranten an Bord die Einfahrt in einen Hafen. Auch andere Schiffe, die Menschen aus Seenot gerettet hatten, konnten über Tage hinweg nicht anlegen, weil ihnen nicht sofort ein Hafen zugewiesen wurde. Im Juli hatte Rom zwei Schiffe erst anlegen lassen, nachdem unter anderem Deutschland und Frankreich zugesagt hatten, einige Migranten direkt zu übernehmen.

Die am Freitag geretteten Flüchtlinge stammen überwiegend aus Somalia und Eritrea. Die Hälfte von ihnen sind Minderjährige. Große Sorgen bereitet den Helfern die Vielzahl an unbegleiteten Minderjährigen an Bord. "Viele von ihnen sind chronisch mangelernährt, was wir auf die Haftbedingungen in Libyen zurückführen, wo die meisten keinen Zugang zu ausreichend Nahrung hatten", sagte eine Sprecherin. "Unsere Teams haben viele Berichte von Missbrauch, Folter, Zwangsarbeit und sexueller Gewalt gesammelt." Einige Gerettete hätten die Flucht aus Libyen bereits mehrmals versucht.

Quelle: ntv.de, sgu/AFP/dpa

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